Viele glauben sich dazwischen entscheiden zu müssen oder haben dies bereits getan. Dabei ist die Lösung weder schwarz noch weiß. Oft vergessen wir die Grautöne die es dazwischen gibt. Das ist schade denn beide zusammen haben meiner Meinung nach ein sehr viel größeres Potential als eines allein.
Inhaltsverzeichnis
Entweder oder?
Ich hatte mich anfangs entschieden, die alleinige Lösung sei die Schulmedizin. Sie ist sehr klar und man weiß meist schnell woran man ist. Das passte gut zu mir und das schätzte ich immer schon sehr daran. Deshalb entschied ich mich einige Jahre in einer Tierarztpraxis und in einer Uniklinik zu arbeiten. Ehrlich gesagt liebte ich die Arbeit an sich sehr. Es war eine abwechslungsreiche Arbeit und Tieren zu helfen ist wirklich schön. Ich hatte das Glück, dass sich meist viel Zeit genommen wurde und jeder Tierarzt sein eigenes Fachgebiet hatte und so ein gutes rundum Bild und Verständnis gegeben war.
Ich genoss die eher ruhigere Arbeit im Labor, genauso wie die Arbeit in der Behandlung mit den Tieren, die Versorgung von ihnen wenn sie blieben und die Freude der Besitzer wenn sie ihre Lieblinge abholen konnten. Aber auch den Rummel an der Rezeption.
Wir halfen vielen Tieren! Aber was ich immer wieder sah waren zum Beispiel unterschiedliche Hautprobleme bei Tieren und fast alle wurden gleich behandelt. Es gab nicht allzu viel Auswahl und Cortison kam meist zum Einsatz. Leider behob es die Ursache nicht und es blieb oft bei der Dauergabe der Medikamente.
Auch Medikamente die das Immunsystem unterdrücken, um die Symptome zu bekämpfen, kam bei Allergikern oft zum Einsatz. Das war mir nicht individuell genug und es fehlten für einige Probleme doch noch Lösungen. Wir stießen zu oft an Grenzen in meinen Augen. Deshalb fragte ich mich ob das noch mein non plus ultra wäre, obwohl es das so lange war.
Also schlug ich einen ganz anderen Weg ein und entschied mich für das Studium zum Tierheilpraktiker. Die Tierärzte zum größten Teil lachten mich aus, aber einige wenige hatten sich schon da entschieden sich ebenfalls in der Naturheilkunde weiter zu bilden um den Tieren wenn möglich Medikamente ersparen zu können wo es geht.
Das Studium zum Tierheilpraktiker war ab da, wie vorher die Schulmedizin, das einzig wahre. Aber hier kamen ähnliche Probleme auf, es gab zu viele Grenzen auch hier für mich. Dennoch schätzte und schätze ich diese große Erweiterung ebenso sehr. Außerdem schloss es natürlich einige Lücken die für mich offen geblieben waren und vervollständigte mein Bild etwas mehr. Wenn auch noch lange nicht ganz.
Unterschiede
Behandlungsmethoden der Schulmedizin für Tiere
- Medikamentöse Therapie:
- Antibiotika: Zur Bekämpfung bakterieller Infektionen bei Tieren.
- Antimykotika: Zur Behandlung von Pilzinfektionen bei Tieren.
- Analgetika: Schmerzmittel zur Linderung von Schmerzen bei Tieren.
- Entzündungshemmer (NSAIDs): Zur Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen bei Tieren.
- Antiparasitika: Medikamente gegen Parasiten wie Flöhe, Zecken und Würmer.
- Hormonersatztherapie: Behandlung von Hormonstörungen, z.B. bei Schilddrüsenproblemen.
- Chirurgie:
- Amputation: Entfernung von Gliedmaßen bei schweren Verletzungen oder Krebserkrankungen.
- Tumorentfernung: Chirurgisches Entfernen von Tumoren.
- Kastration/Sterilisation: Entfernung der Fortpflanzungsorgane zur Kontrolle der Fortpflanzung und zur Vorbeugung bestimmter Krankheiten.
- Orthopädische Chirurgie: Reparatur von Knochenbrüchen oder Gelenkproblemen.
- Weichteilchirurgie: Operationen an inneren Organen wie Darm, Leber oder Blase.
- Diagnostik:
- Röntgen: Bildgebende Verfahren zur Diagnose von Knochenbrüchen oder inneren Verletzungen.
- Ultraschall: Untersuchung der inneren Organe und Gewebe.
- Bluttests: Zur Diagnose von Infektionen, Organfunktion und anderen Gesundheitsproblemen.
- Endoskopie: Untersuchung des Magen-Darm-Trakts und anderer Hohlorgane.
- Impfungen:
- Routineimpfungen: Schutz vor häufigen Krankheiten wie Tollwut, Staupe, Parvovirose und Leptospirose.
- Flüssigkeitstherapie:
- Intravenöse Infusionen: Zur Behandlung von Dehydrierung und zur Verabreichung von Medikamenten.
Behandlungsmethoden der Naturheilkunde für Tiere
- Homöopathie:
- Homöopathische Mittel: Verwendung stark verdünnter Substanzen zur Stimulierung der Selbstheilungskräfte des Tieres.
- Phytotherapie:
- Kräuterbehandlungen: Verwendung von Heilpflanzen zur Unterstützung der Gesundheit und Behandlung von Krankheiten.
- Akupunktur:
- Nadelstimulation: Platzierung feiner Nadeln an spezifischen Punkten des Körpers zur Linderung von Schmerzen und Förderung der Heilung.
- Aromatherapie:
- Ätherische Öle: Verwendung von duftenden Pflanzenextrakten zur Förderung des Wohlbefindens und zur Behandlung von Stress und Angst.
- Ernährungstherapie:
- Spezielle Diäten: Anpassung der Ernährung zur Unterstützung der Gesundheit und Behandlung spezifischer Erkrankungen.
- Chiropraktik:
- Manuelle Therapie: Anpassung der Wirbelsäule und anderer Gelenke zur Verbesserung der Beweglichkeit und Schmerzlinderung.
- Massage:
- Therapeutische Berührung: Massage zur Förderung der Durchblutung, Linderung von Muskelverspannungen und Unterstützung der Heilung.
- Bachblütentherapie:
- Blütenessenzen: Verwendung von Blütenessenzen zur Behandlung emotionaler Probleme wie Angst, Stress und Aggression.
- Lasertherapie:
- Niedrigintensitäts-Laser: Anwendung von Laserlicht zur Reduzierung von Entzündungen und zur Schmerzbehandlung.
- Probiotika und Präbiotika:
- Darmgesundheit: Verwendung von nützlichen Bakterien zur Unterstützung der Darmflora und Stärkung des Immunsystems.
Gemeinsamkeiten
Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten! Denn ein guter Tierarzt und ein guter Tierheilpraktiker wird seine Grenzen erkennen und es das oberste Ziel wird die Gesunderhaltung und das Wohlbefinden des Tieres sein! Also schließen sie andere Fachbereiche nicht aus sondern wissen von der positiven Zusammenarbeit oder raten nicht davon ab solange es dem Tier hilft!
- Ziel der Behandlung
- Förderung und Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens des Tieres.
- Prävention und Behandlung von Krankheiten.
- Diagnoseverfahren
- Nutzung diagnostischer Verfahren zur Identifikation von Krankheitsursachen (körperliche Untersuchungen, Bluttests, bildgebende Verfahren wie Röntgen und Ultraschall).
- Individuelle Behandlung
- Individuell angepasste Behandlung basierend auf Alter, Rasse, Gesundheitszustand und Lebensumständen des Tieres.
- Prävention
- Präventive Maßnahmen zur Krankheitsverhütung (Impfungen in der Schulmedizin, prophylaktische Kräuterbehandlungen oder Nahrungsergänzungsmittel in der Naturheilkunde).
- Regelmäßige Gesundheitschecks zur frühzeitigen Erkennung und Prävention von Krankheiten.
- Ernährung
- Anerkennung der Bedeutung einer ausgewogenen und artgerechten Ernährung für die Gesundheit des Tieres.
- Empfehlungen für spezielle Diäten zur Behandlung oder Vorbeugung von Gesundheitsproblemen.
- Schmerzlinderung und Entzündungshemmung
- Maßnahmen zur Schmerzlinderung und Reduzierung von Entzündungen (Medikamente in der Schulmedizin, natürliche Mittel wie Akupunktur und Kräuter in der Naturheilkunde).
- Wundheilung und postoperative Pflege
- Lösungen zur Unterstützung der Wundheilung und postoperativen Pflege (Medikamente und chirurgische Techniken in der Schulmedizin, natürliche Heilmittel und Techniken wie Lasertherapie in der Naturheilkunde).
- Komplementäre Ansätze
- Anerkennung der komplementären Nutzung beider Ansätze zur Erzielung der besten Gesundheitsresultate.
- Kombination beider Methoden für eine ganzheitliche Betreuung und Behandlung des Tieres.
- Patientenbetreuung
- Fokus auf das Wohlergehen des Tieres.
- Gute Patientenbetreuung und emotionale Unterstützung des Tieres.
- Wert auf eine gute Beziehung zwischen Tierarzt/Tierheilpraktiker und Tierhalter.
Grenzen der Schulmedizin bei Tieren
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Manche Medikamente können starke Nebenwirkungen haben, die das Wohlbefinden des Tieres beeinträchtigen.
- Antibiotikaresistenz
- Übermäßiger Einsatz von Antibiotika kann zu Resistenzen führen, wodurch bakterielle Infektionen schwerer zu behandeln sind.
- Chirurgische Risiken
- Jeder chirurgische Eingriff birgt Risiken, wie Infektionen, Blutungen und Anästhesiekomplikationen.
- Begrenzte Wirksamkeit bei chronischen Erkrankungen
- Manche chronischen Erkrankungen können mit schulmedizinischen Methoden nicht vollständig geheilt, sondern nur symptomatisch behandelt werden.
- Kosten
- Hochentwickelte medizinische Behandlungen und diagnostische Verfahren können sehr teuer sein.
- Zugang zu spezialisierter Pflege
- Nicht alle Tierhalter haben Zugang zu spezialisierten tierärztlichen Einrichtungen und Fachärzten.
- Stress und Trauma
- Manche schulmedizinischen Behandlungen können für das Tier stressig oder traumatisierend sein.
Grenzen der Naturheilkunde bei Tieren
- Langsame Wirkung
- Naturheilkundliche Behandlungen können länger dauern, um ihre volle Wirkung zu entfalten, was bei akuten Erkrankungen problematisch sein kann.
- Wirkung umstritten
- Für viele naturheilkundliche Methoden fehlt es an umfangreicher wissenschaftlicher Forschung.
- Komplexe Erkrankungen
- Schwerwiegende oder lebensbedrohliche Erkrankungen erfordern oft schulmedizinische Eingriffe, die naturheilkundliche Methoden nicht leisten können.
- Fehlende Regulation
- Naturheilkundliche Behandlungen sind weniger reguliert, was zu Qualitätsunterschieden und potenziell unsicheren Praktiken führen kann.
- Allergien und Unverträglichkeiten
- Manche Tiere können allergisch auf bestimmte Kräuter oder natürliche Substanzen reagieren.
- Notfallbehandlung
- In Notfallsituationen sind schnelle und wirksame schulmedizinische Behandlungen oft unabdingbar, während naturheilkundliche Ansätze zu langsam wirken können.
- Dosis und Anwendung
- Die richtige Dosierung und Anwendung naturheilkundlicher Mittel kann komplex und schwierig zu bestimmen sein.
Sowohl die Schulmedizin als auch die Naturheilkunde haben ihre Grenzen und es ist oft sinnvoll, beide Ansätze komplementär zu nutzen, um die bestmögliche Betreuung und Behandlung für das Tier zu gewährleisten.
Die Alternativ Behandlungsmethoden werden meist angefragt, wenn ein chronischer Fall vorliegt oder bei psychischem Stress der Tiere durch Traumata. Weil hier die Schulmedizin aufhört. Was sehr schade ist, denn jede Behandlungsmethode wäre einfacher wenn man sie früher einsetzen würde. Manchmal lässt es sich aber eben auch nicht vermeiden erst dann Hilfe für sein Tier zu suchen.
Meine Erfahrung
Als meine Stute schwer erkrankte rettete die Schulmedizin mit mehreren Operationen, die schnell folgen mussten, ihr Leben. Die Naturheilkunde fing sie dann dort auf wo die Schulmedizin endete. Ein schöner Übergang der nahtlos folgen konnte bzw war die Naturheilkunde währenddessen schon ein wichtiger Teil ihrer Heilung.
Fazit
Man muss und sollte sich nicht entscheiden meiner Meinung nach. Man kann aus beiden „Töpfen schöpfen“ denn wir haben das Glück diese Erkenntnisse zur Verfügung zu haben, beide. Wir können alle davon profitieren und unsere Tiere eben auch. Allerdings sehe ich einfach das auch beides zusammen irgendwo endet, deshalb bin ich weiter auf der Suche. Da ich ein schwer traumatisiertes Pferd aufgenommen habe das körperlich und seelisch viel durchgemacht hat, denke manchmal natürlich auch ich wieso das so sein musste, denn das möchte man als liebender Tierbesitzer nicht für sein Tier. Aber diese Herausforderung hat mich dazu gebracht über den Tellerrand zu schauen und weiter zu lernen. Wir alle haben die Chance mit unseren Tieren zu wachsen und durch sie. Keines von ihnen landet zufällig bei uns da bin ich sicher!